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Werdegang im Plenum
Entwicklungsstadium in Bezug auf das Dokument : B9-0365/2022

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B9-0365/2022

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PV07/07/2022-9.12
CRE07/07/2022-9.12

Angenommene Texte :

P9_TA(2022)0302

Angenommene Texte
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Donnerstag, 7. Juli 2022-Straßburg
Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA, das Recht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten zu kippen, und die Notwendigkeit, das Recht auf Abtreibung zu bewahren und die Gesundheit der Frauen in der EU zu schützen
P9_TA(2022)0302B9-0365/2022

Entschließung des Europäischen Parlaments vom 7. Juli 2022 zu der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA, das Recht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten zu kippen, und zu der Notwendigkeit, das Recht auf Abtreibung zu bewahren und die Gesundheit der Frauen in der EU zu schützen ()

Das Europäische Parlament,

–unter Hinweis auf die Europäische Menschenrechtskonvention von 1950,

–unter Hinweis auf das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau aus dem Jahr 1979,

–unter Hinweis auf die Charta der Grundrechte der Europäischen Union (im Folgenden „Charta“) von 2000,

–unter Hinweis auf seine Entschließung vom 24.Juni 2021 zu der Lage im Hinblick auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte in der EU im Zusammenhang mit der Gesundheit von Frauen(1),

–unter Hinweis auf seine Entschließung vom 9.Juni 2022 zu weltweiten Bedrohungen des Rechts auf Abtreibung: die mögliche Aufhebung des Rechts auf Abtreibung in den USA durch den Obersten Gerichtshof(2),

–unter Hinweis auf die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA vom 24.Juni 2022, mit der das Urteil Roe/Wade mit fünf Ja-Stimmen und vier Gegenstimmen aufgehoben und damit das in der Bundesverfassung verankerte Recht auf Abtreibung abgeschafft wurde,

–gestützt auf Artikel132 Absatz2 seiner Geschäftsordnung,

A.in der Erwägung, dass der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten in der wegweisenden Rechtssache Roe/Wade (1973) einen Präzedenzfall geschaffen hat, der später in den Urteilen Planned Parenthood/Casey (1992) und Whole Woman’s Health/Hellerstedt (2016) bestätigt wurde, wodurch das verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung vor der Lebensfähigkeit in den USA garantiert wurde; in der Erwägung, dass der Oberste Gerichtshof am 24.Juni 2022 entschieden hat, das Urteil Roe/Wade mit fünf Ja-Stimmen und vier Gegenstimmen aufzuheben, was einer Aufhebung des in der Bundesverfassung verankerten Rechts auf Abtreibung gleichkommt, womit den Bundesstaaten gestattet wird, Schwangerschaftsabbrüche zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft zu verbieten, und die Möglichkeit eines vollständigen Abtreibungsverbots geschaffen worden ist;

B.in der Erwägung, dass nach der Annahme dieses Beschlusses durch den Gerichtshof bereits acht Bundesstaaten Abtreibungen verboten haben; in der Erwägung, dass davon ausgegangen wird, dass 26 Bundesstaaten Gesetze verabschieden, die Abtreibungen nahezu vollständig untersagen; in der Erwägung, dass 13 Staaten sogenannte „Auslösegesetze“ verabschiedet haben, die unmittelbar nach der Aufhebung von Roe/Wade in Kraft traten; in der Erwägung, dass seither sowohl in den USA als auch weltweit immer mehr Demonstrationen stattfinden, um das Recht auf Abtreibung zu verteidigen; in der Erwägung, dass in der Zwischenzeit der Widerstand gegen die Entscheidung des Gerichtshofs zugenommen hat, insbesondere in Form der Veröffentlichung der bundesstaatenübergreifenden Verpflichtung der Gouverneure von Kalifornien, Oregon und Washington am 24.Juni 2022, den Zugang zu reproduktiver Gesundheitsfürsorge, einschließlich Abtreibung und Verhütungsmitteln, sicherzustellen, sowie Patienten und Ärzte vor den Bemühungen anderer Staaten zu schützen, deren Abtreibungsverbote in ihre Staaten zu exportieren(3);

C.in der Erwägung, dass das Leben von Frauen und Mädchen in den gesamten Vereinigten Staaten durch eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs beeinträchtigt werden wird und dass Menschen in prekären Verhältnissen die schädlichen Folgen am stärksten spüren werden; in der Erwägung, dass auch andere Bereiche der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der damit verbundenen Rechte beeinträchtigt werden könnten; in der Erwägung, dass Einschränkungen oder ein Verbot des Rechts auf Abtreibung in den USA, der EU und weltweit unverhältnismäßige Auswirkungen auf Frauen hätten, die in Armut leben, insbesondere auf Frauen, die aufgrund von Rassismus benachteiligt werden – darunter schwarze Frauen, hispanische Frauen und indigene Frauen –, Frauen aus ländlichen Gebieten, LGBTIQ-Personen, Frauen mit Behinderungen, Jugendliche, Migrantinnen, einschließlich irregulärer Migrantinnen, und von Frauen geführte Haushalte von Alleinerziehenden; in der Erwägung, dass staatliche Abtreibungsdienste allen Frauen, auch solchen, die sich in einer prekären sozioökonomischen Situation befinden, einen universellen Zugang zu sicherer und legaler Abtreibung bieten können;

D.in der Erwägung, dass sexuelle und reproduktive Rechte, einschließlich sicherer und legaler Betreuung bei Schwangerschaftsabbrüchen, ein Grundrecht darstellen; in der Erwägung, dass die Kriminalisierung, Verzögerung und Verweigerung des Zugangs zu sicherer und legaler Abtreibung eine Form der Gewalt gegen Frauen und Mädchen darstellt; in der Erwägung, dass diese Beschränkungen und Verbote nicht zu einer Verringerung der Zahl der Abtreibungen führen, sondern nur dazu, dass Menschen lange Strecken zurücklegen oder auf unsichere Abtreibungen zurückgreifen, wodurch sie auch der Gefahr strafrechtlicher Ermittlungen und Strafverfolgung ausgesetzt sind, und die Menschen treffen, denen es am stärksten an Ressourcen und Informationen mangelt; in der Erwägung, dass fast alle Todesfälle aufgrund unsicherer Abtreibungen in Ländern auftreten, in denen Abtreibungen stark eingeschränkt sind; in der Erwägung, dass Schätzungen zufolge die Müttersterblichkeit in den USA aufgrund unsicherer Abtreibungen bis zum zweiten Jahr nach Inkrafttreten eines Verbots jährlich um 21% steigen wird(4); in der Erwägung, dass solche Todesfälle absolut vermeidbar sind; in der Erwägung, dass Abtreibungsverbote auch zu einem Anstieg der Todesfälle im Zusammenhang mit erzwungenen Schwangerschaften führen werden;

E.in der Erwägung, dass bei heranwachsenden Mädchen zwischen 15 und 19Jahren Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt weltweit die häufigste Todesursache sind; in der Erwägung, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Mütter im Teenageralter ihr Studium abbrechen und vor der Arbeitslosigkeit stehen, erheblich höher ist, was den Kreislauf der Armut verschärft;

F.in der Erwägung, dass im Zusammenhang mit der Aufhebung des Urteils Roe/Wade die Sorge um den Datenschutz wächst; in der Erwägung, dass mithilfe von Apps zur Verfolgung der Periodenzyklen oder mithilfe von Geolokalisierungs-Tools und Suchmaschinen Daten über Personen gesammelt werden können, die eine Abtreibungsklinik aufgesucht, eine Abtreibungspille gekauft oder nach diesbezüglichen Informationen gesucht haben; in der Erwägung, dass Personen möglicherweise entsprechend anvisiert oder die gesammelten Informationen gegen sie verwendet werden können; in der Erwägung, dass in Staaten, die Abtreibungen verboten haben oder dies tun werden, die Justizbehörden auf digitale Daten über Personen, die Abtreibungen in Anspruch nehmen wollen, bereitstellen oder vermitteln, von den Justizbehörden zugreifen können;

G.in der Erwägung, dass trotz allgemeiner Fortschritte beim Schutz der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der damit verbundenen Rechte weltweit, auch in Europa, Rückschritte beim Recht auf Zugang zu sicheren und legalen Abtreibungen Anlass zu großer Sorge geben; in der Erwägung, dass eine Aufhebung des Urteils Roe/Wade die Bewegung der Abtreibungsgegner in der Europäischen Union stärken könnte; in der Erwägung, dass Polen der einzige EU-Mitgliedstaat ist, der einen Grund für einen Schwangerschaftsabbruch aus seinen Gesetzen gestrichen hat, als das unrechtmäßige Verfassungsgericht am 22.Oktober 2020 entschied, die lange gefestigten Rechte polnischer Frauen rückgängig zu machen, was ein De-facto-Verbot des Schwangerschaftsabbruchs bedeutet; in der Erwägung, dass Abtreibung in Malta verboten ist; in der Erwägung, dass medizinische Abtreibungen in der Frühschwangerschaft in der Slowakei nicht legal und in Ungarn nicht möglich sind; in der Erwägung, dass der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen auch in Italien ausgehöhlt wird(5); in der Erwägung, dass in anderen EU-Mitgliedstaaten, wie kürzlich in Kroatien, der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen verweigert wird(6);; in der Erwägung, dass es für die EU und ihre Mitgliedstaaten unerlässlich ist, die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte zu verteidigen und zu betonen, dass die Rechte der Frauen unveräußerlich sind und dass sie weder abgeschafft noch verwässert werden dürfen; in der Erwägung, dass es für die EU und ihre Mitgliedstaaten von entscheidender Bedeutung ist, weitere Fortschritte bei der Gewährleistung des Zugangs zu sicherer, legaler und rechtzeitiger Abtreibung gemäß den Empfehlungen und Belegen der Weltgesundheitsorganisation zu erzielen;

H.in der Erwägung, dass Frauen in Europa nach wie vor mit Hürden konfrontiert sind, die sie daran hindern, ihre Rechte und Freiheiten wahrzunehmen, was auf gesetzliche Einschränkungen zurückzuführen ist, durch die die Rechte von Frauen verletzt und ihr Leben unnötig gefährdet wird; in der Erwägung, dass in einem aktuellen Fall Andrea Prudente, einer amerikanischen Touristin, in Malta untersagt wurde, eine Abtreibung durchführen zu lassen, obwohl ihr Leben in Gefahr war; in der Erwägung, dass die Frauenrechtsverteidigerin Justyna Wydrzyńska gemäß dem drakonischen polnischen Anti-Abtreibungsgesetz angeklagt worden ist mit der Begründung, einer anderen Frau medizinische Abtreibungspillen zur Verfügung gestellt zu haben;

I.in der Erwägung, dass in der Charta die wichtigsten Grundrechte und -freiheiten der in der EU lebenden Menschen verankert sind; in der Erwägung, dass der Schutz eines sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruchs unmittelbare Auswirkungen auf die wirksame Ausübung der in der Charta anerkannten Rechte wie Menschenwürde, persönliche Autonomie, Gleichheit und körperliche Unversehrtheit hat;

J.in der Erwägung, dass das Parlament am 9.Juni 2022 eine entschlossene Entschließung mit dem Titel „Weltweite Bedrohungen des Rechts auf Abtreibung: die mögliche Aufhebung des Rechts auf Abtreibung in den USA durch den Obersten Gerichtshof“ verabschiedet hat; in der Erwägung, dass die Empfehlungen dieser Entschließung weiterhin relevant sind und umgesetzt werden sollten(7);

1.verurteilt erneut aufs Schärfste die Rückschritte bei den Rechten der Frauen und der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den damit verbundenen Rechten weltweit, auch in den USA und in einigen EU-Mitgliedstaaten; weist darauf hin, dass die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte grundlegende Menschenrechte sind, die geschützt und gestärkt werden sollten und in keiner Weise geschwächt oder verwehrt werden dürfen; fordert die Regierungen derjenigen Bundesstaaten, in denen Gesetze und andere Maßnahmen zum Verbot und zur Einschränkung von Abtreibungen verabschiedet wurden, auf, diese aufzuheben und dafür zu sorgen, dass ihre Gesetzgebung im Einklang mit den international geschützten Menschenrechten von Frauen und den internationalen Menschenrechtsstandards steht;

2.schlägt vor, dass Recht auf Abtreibung in die Charta der Grundrechte der Europäischen Union aufzunehmen; ist der Ansicht, dass dem Rat ein Vorschlag zur folgenden Änderung der Charta der Grundrechte unterbreitet werden sollte:

Artikel 7a (neu)"„Artikel 7aRecht auf AbtreibungJeder hat das Recht auf sichere und legale Abtreibung. "

3.bekräftigt in diesem Zusammenhang seine Entschließung vom 9.Juni 2022 zu der Forderung nach einem Konvent zur Überarbeitung der Verträge; erwartet, dass der Europäische Rat zu diesem Zweck zusammentritt; schlägt vor, in diesem Zuge das Recht auf sichere und legale Abtreibung in die Charta aufzunehmen; fordert, dass das Europäische Parlament in jeden Schritt des Prozesses einbezogen wird;

4.bringt seine entschiedene Solidarität mit und Unterstützung für Frauen und Mädchen in den USA sowie für diejenigen zum Ausdruck, die sich für das Recht auf legale und sichere Abtreibung und den Zugang dazu unter solch schwierigen Bedingungen einsetzen und diese Dienste bereitstellen; unterstützt ebenfalls die Forderungen an den US-Kongress, ein Gesetz zu verabschieden, mit dem Abtreibungen auf Bundesebene geschützt werden;

5.ist sehr besorgt darüber, dass Frauen, die in Armut leben, unverhältnismäßig stark von Verboten und anderen Einschränkungen des Rechts auf Abtreibung betroffen sind, insbesondere Frauen, die aufgrund von Rassismus benachteiligt werden – darunter schwarze Frauen, hispanische Frauen und indigene Frauen –, Frauen aus ländlichen Gebieten, LGBTIQ-Personen, Frauen mit Behinderungen, Jugendliche, Migrantinnen, einschließlich irregulärer Migrantinnen, und von Frauen geführten Haushalten von Alleinerziehenden; betont, dass Frauen, die es sich aufgrund finanzieller oder logistischer Hindernisse nicht leisten können, sich in Kliniken für reproduktive Gesundheit in Nachbarstaaten oder Nachbarländern zu begeben, einem größeren Risiko ausgesetzt sind, unsichere und lebensbedrohliche Verfahren zu durchlaufen und möglicherweise gezwungen werden, ihre Schwangerschaft gegen ihren Willen auszutragen, was eine Verletzung der Menschenrechte und eine Form geschlechtsspezifischer Gewalt darstellt(8);

6.fordert die Regierung der Vereinigten Staaten auf, den Datenschutz für alle Menschen zu gewährleisten, insbesondere für diejenigen, die Abtreibungen in Anspruch nehmen wollen, bereitstellen und vermitteln, indem ein privater und gesicherter Zugang ermöglicht wird, die verhaltensbezogene Verfolgung eingestellt wird, die Vorgaben zur Löschung von Daten verschärft werden, Daten während der Übertragung verschlüsselt werden, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Nachrichten standardmäßig aktiviert wird, die Standortverfolgung verhindert wird und sichergestellt wird, dass die Nutzer benachrichtigt werden, wenn ihre Daten abgefragt werden(9);

7.betont den fehlenden Zugang zu Verhütungsmitteln und den bestehenden ungedeckten Bedarf(10); betont, dass der Bekämpfung sexueller Gewalt sowie einer umfassenden, altersgerechten und evidenzbasierten Sexual- und Beziehungserziehung für alle, einer Reihe hochwertiger, zugänglicher, zugänglicher, sicherer, erschwinglicher und gegebenenfalls kostenloser Verhütungsmethoden und -materialien, Beratung bei der Familienplanung sowie Gesundheitsdiensten Vorrang eingeräumt werden sollte; erkennt die Rolle der nichtstaatlichen Organisationen als Dienstleister und als Verfechter der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der damit verbundenen Rechte an und fordert sie auf, ihre Arbeit fortzusetzen;

8.fordert die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, Menschenrechtsverteidiger, Erbringer von Gesundheitsleistungen, Frauenrechtsorganisationen, Organisationen der Zivilgesellschaft und Basisorganisationen, die sich für die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte einsetzen und die zentrale Akteure für eine geschlechtergerechte Gesellschaft und wichtige Erbringer von Diensten und Informationen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit sind – insbesondere diejenigen, die in Europa in einem schwierigen Umfeld arbeiten –, stärker zu unterstützen; fordert die Kommission eindringlich auf, diese Verteidiger vor jeglicher Verfolgung zu schützen und zu unterstützen;

9.ist besorgt über einen möglichen Anstieg der Geldströme zur Finanzierung von Anti-Gender- und Anti-Choice-Gruppen weltweit, auch in Europa;

10.fordert die EU und ihre Mitgliedstaaten auf, Abtreibungen rechtlich anzuerkennen und die Achtung des Rechts auf sichere und legale Abtreibung sowie anderer Bereiche der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der damit verbundenen Rechte zu verteidigen; fordert die EU ferner auf, für dieses Recht einzutreten und seine Anerkennung zu einer zentralen Priorität bei Verhandlungen im Rahmen internationaler Institutionen und in anderen multilateralen Foren wie dem Europarat zu machen und sich dafür einzusetzen, dass dieses Recht in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen wird;

11.verurteilt, dass viele Frauen in der EU aufgrund der noch bestehenden rechtlichen, finanziellen, sozialen und praktischen Einschränkungen in einigen Mitgliedstaaten immer noch keinen Zugang zu Abtreibungsdiensten haben;

12.fordert die Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, Abtreibungen zu entkriminalisieren und Hindernisse für eine sichere und legale Abtreibung sowie den Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und den damit verbundenen Rechten zu beseitigen und zu bekämpfen; fordert die Mitgliedstaaten auf, den Zugang zu sicheren, legalen und kostenlosen Abtreibungsdiensten, zu Dienstleistungen und Versorgungsleistungen im Bereich der pränatalen und mütterlichen Gesundheitsversorgung, zu freiwilligen Familienplanungen, Verhütungsmitteln, jugendfreundlichen Dienstleistungen sowie zu HIV-Prävention, -Behandlung, Pflege und Unterstützung ohne Diskriminierung zu gewährleisten;

13.empfiehlt, so bald wie möglich eine Delegation in die USA zu entsenden, um die Auswirkungen der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zu bewerten und nichtstaatliche Frauenrechtsorganisationen und Pro-Choice-Bewegungen im Land zu unterstützen; fordert, dass künftige Delegationen des Europäischen Parlaments, die nach Washington reisen, die Frage des Rechts auf Abtreibung konsequent ansprechen und sich mit Frauenrechtsorganisationen treffen;

14.fordert den Europäischen Auswärtigen Dienst, die EU-Delegation in den USA, die Kommission und alle EU-Mitgliedstaaten auf, alle ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente zu nutzen, um ihre Maßnahmen zu verstärken, um den Rückschritten bei den Rechten der Frauen und der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den damit verbundenen Rechten entgegenzuwirken, unter anderem indem eine mögliche Kürzung der US-Mittel für die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte weltweit ausgeglichen wird und indem sie sich nachdrücklich für den universellen Zugang zu sicherer und legaler Abtreibung und anderen Bereichen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der damit verbundenen Rechte in ihren Außenbeziehungen einsetzen und diesen priorisieren;

15.beauftragt seine Präsidentin, diese Entschließung dem Rat, der Kommission, dem Vizepräsidenten der Kommission und Hohen Vertreter der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, dem EU-Sonderbeauftragten für Menschenrechte, dem Präsidenten der Vereinigte Staaten von Amerika und seiner Regierung, dem US-Kongress und dem Obersten Gerichtshof der USA zu übermitteln.

(1) ABl. C81 vom 18.2.2022, S.43.
(2) Angenommene Texte, P9_TA(2022)0243.
(3) https://www.gov.ca.gov/2022/06/24/west-coast-states-launch-new-multi-state-commitment-to-reproductive-freedom-standing-united-on-protecting-abortion-access/
(4) https://ncpolicywatch.com/2022/05/05/study-shows-an-abortion-ban-may-lead-to-a-21-increase-in-pregnancy-related-deaths/
(5) https://search.coe.int/cm/Pages/result_details.aspx?ObjectId=0900001680687bdc; http://www.refreg.ep.parl.union.eu/RegData/etudes/BRIE/2018/608853/IPOL_BRI(2018)608853_EN.pdf
(6) https://www.roda.hr/en/news/support-for-accessible-safe-and-legal-termination-of-pregnancy-in-croatia.html
(7) /doceo/document/TA-9-2022-0243_DE.html
(8) https://www.ohchr.org/Documents/Issues/Women/WRGS/SexualHealth/INFO_Abortion_WEB.pdf
(9) https://www.eff.org/deeplinks/2022/06/effs-statement-dobbs-abortion-ruling
(10) UNFPA Weltbevölkerungsbericht, Seeing the Unseen: The case for action in the neglected crisis of unintended pregnancy (Das Unsichtbare sehen: Ein Plädoyer für Maßnahmen in der vernachlässigten Krise der ungewollten Schwangerschaft), 30.März2022.

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