GEMEINSAMER ENTSCHLIESSUNGSANTRAGzu Demokratie und Menschenrechten in Thailand, insbesondere den Fällen im Zusammenhang mit dem Gesetz über Majestätsbeleidigung und der Abschiebung uigurischer Flüchtlinge
12.3.2025-()
anstelle der folgenden Entschließungsanträge:
10‑0174/2025 (Verts/ALE)
10‑0191/2025 (Renew)
10‑0192/2025 (S&D)
10‑0193/2025 (PPE)
10‑0194/2025 (ECR)
Sebastião Bugalho, Seán Kelly, Michael Gahler, Isabel Wiseler‑Lima, Michał Wawrykiewicz, Mirosława Nykiel, Davor Ivo Stier, Dariusz Joński, Ingeborg TerLaak, Luděk Niedermayer, Jan Farský, Miriam Lexmann, Vangelis Meimarakis, Andrey Kovatchev, Inese Vaidere, Tomáš Zdechovský
im Namen der PPE-Fraktion
Yannis Maniatis, Francisco Assis, Daniel Attard, Kathleen VanBrempt, Raphaël Glucksmann, Pina Picierno
im Namen der S&D-Fraktion
Adam Bielan, Joachim Stanisław Brudziński, Sebastian Tynkkynen, Waldemar Tomaszewski, Assita Kanko
im Namen der ECR-Fraktion
Engin Eroglu, Oihane Agirregoitia Martínez, Petras Auštrevičius, Dan Barna, Benoit Cassart, Olivier Chastel, Svenja Hahn, Karin Karlsbro, Ľubica Karvašová, Ilhan Kyuchyuk, Jan‑Christoph Oetjen, Marie‑Agnes Strack‑Zimmermann, Hilde Vautmans, Lucia Yar
im Namen der Renew-Fraktion
Erik Marquardt, Markéta Gregorová
im Namen der Verts/ALE-Fraktion
Entschließung des Europäischen Parlaments zu Demokratie und Menschenrechten in Thailand, insbesondere den Fällen im Zusammenhang mit dem Gesetz über Majestätsbeleidigung und der Abschiebung uigurischer Flüchtlinge
()
Das Europäische Parlament,
–gestützt auf Artikel150 Absatz5 und Artikel136 Absatz4 seiner Geschäftsordnung,
A. in der Erwägung, dass die thailändischen Staatsorgane am 27.Februar 2025 gegen das Völkerrecht verstoßen haben, indem sie mindestens 40 uigurische Flüchtlinge nach China abgeschoben haben, wo diese der Gefahr von willkürlicher Inhaftierung, Folter und schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind; in der Erwägung, dass andere sichere Länder angeboten hatten, die uigurischen Flüchtlinge aufzunehmen;
B.in der Erwägung, dass diese Personen vor ihrer Abschiebung über ein Jahrzehnt in thailändischen Internierungslagern für Einwanderer inhaftiert waren, wo Berichten zufolge mindestens fünf Uiguren, darunter Minderjährige, infolge unmenschlicher Bedingungen gestorben sind;
C.in der Erwägung, dass Thailands Bestimmungen über Majestätsbeleidigung gemäß Artikel112 seines Strafgesetzbuchs zu den strengsten weltweit gehören und im Widerspruch zu den Verpflichtungen des Landes gemäß dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte stehen;
D.in der Erwägung, dass seit 2020 über 1960Demokratieverfechter, Menschenrechtsverteidiger und Journalisten, darunter mehr als 280Minderjährige, aufgrund repressiver Gesetze, die das Recht auf freie Meinungsäußerung beschneiden und zu denen das Gesetz über Majestätsbeleidigung, das Gesetz über Staatsgefährdung, das Gesetz über öffentliche Versammlung und das Gesetz über Computerkriminalität gehören, wegen ihrer Ansichten angeklagt oder schuldig gesprochen worden sind; in der Erwägung, dass prominente politisch engagierte Bürger, darunter Arnon Nampa, Mongkhon Thirakhot und Anchan Preelert, zu unverhältnismäßig langen Haftstrafen verurteilt wurden, weil sie in gewaltfreier Art und Weise die Monarchie kritisiert haben, wobei einigen von ihnen gar eine Haftstrafe von bis zu 50Jahren droht;
E.in der Erwägung, dass das Verfassungsgericht die größte politische Partei des Landes aufgelöst hat und gegen 44 ihrer Parlamentsabgeordneten Anklage erhoben wurde, weil sie Änderungen des Gesetzes über Majestätsbeleidigung vorgeschlagen hatten, wobei ihnen möglicherweise außerdem ein lebenslanges Verbot der politischen Betätigung droht; in der Erwägung, dass mehrere Abgeordnete, darunter Piyarat Chongthep, Rakchanok Srinok und Chonthicha Jangrew, wegen ihrer politischen Aktivitäten und Äußerungen strafrechtlich verfolgt werden;
1.verurteilt die Abschiebung uigurischer Flüchtlinge nach China; fordert die thailändischen Staatsorgane auf, jede weitere Zwangsrückführung von Flüchtlingen, Asylsuchenden und politischen Dissidenten in Länder, in denen ihr Leben gefährdet ist, unverzüglich einzustellen;
2.fordert die thailändische Regierung nachdrücklich auf, dem UNHCR uneingeschränkten Zugang zu allen inhaftierten uigurischen Asylbewerbern zu gewähren und transparente Informationen über ihren Status bereitzustellen;
3.fordert China auf, die Grundrechte der abgeschobenen Uiguren zu achten, für Transparenz in Bezug auf ihren Aufenthaltsort zu sorgen, dem UNHCR Zugang zu ihnen zu gewähren und diejenigen von ihnen, die inhaftiert sind, freizulassen;
4.fordert Thailand auf, die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 und das dazugehörige Protokoll von 1967 zu ratifizieren und ein transparentes, faires und humanes Asylsystem einzuführen;
5.betont, dass Thailand ein wichtiger Partner der EU ist; fordert Thailand auf, seine Institutionen im Einklang mit den demokratischen Grundsätzen und internationalen Menschenrechtsnormen zu stärken; fordert die thailändische Regierung auf, Artikel112 des Strafgesetzbuchs und andere repressive Gesetze zu ändern oder aufzuheben, um das Recht auf freie Meinungsäußerung, friedliche Versammlung und politische Teilhabe zu gewährleisten;
6.fordert, dass allen Abgeordneten und politisch engagierten Bürgern, die aufgrund von Bestimmungen über Majestätsbeleidigung und anderen repressiven Gesetzen strafrechtlich verfolgt oder inhaftiert wurden, Amnestie gewährt wird;
7.fordert die Kommission auf, die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zu nutzen, um Thailand dazu zu bewegen, repressive Gesetze, insbesondere das Gesetz über Majestätsbeleidigung, zu reformieren, politische Gefangene freizulassen, die Abschiebung uigurischer Flüchtlinge einzustellen und alle grundlegenden IAO-Übereinkommen zu ratifizieren; fordert die Mitgliedstaaten auf, Auslieferungsabkommen mit der VRChina auszusetzen;
8.beauftragt seine Präsidentin, diese Entschließung dem Rat, der Kommission und den staatlichen Stellen von Thailand und China zu übermitteln.