GEMEINSAMER ENTSCHLIESSUNGSANTRAGzur Verschlechterung der Lage der Grundfreiheiten in Hongkong, insbesondere zum Fall Jimmy Lai
14.6.2023-()
anstelle der folgenden Entschließungsanträge:
9‑0276/2023 (Verts/ALE)
9‑0282/2023 (S&D)
9‑0286/2023 (Renew)
9‑0287/2023 (ECR)
9‑0289/2023 (PPE)
Željana Zovko, Miriam Lexmann, Michaela Šojdrová, David Lega, Antonio López‑Istúriz White, Isabel Wiseler‑Lima, Vladimír Bilčík, Vangelis Meimarakis, Radosław Sikorski, Tomáš Zdechovský, José Manuel Fernandes, Jiří Pospíšil, Inese Vaidere
im Namen der PPE-Fraktion
Pedro Marques, Isabel Santos, René Repasi, Evin Incir
im Namen der S&D-Fraktion
Georgios Kyrtsos, Petras Auštrevičius, Nicola Beer, Izaskun Bilbao Barandica, Dita Charanzová, Olivier Chastel, Katalin Cseh, Klemen Grošelj, Bernard Guetta, Karin Karlsbro, Moritz Körner, Ilhan Kyuchyuk, Nathalie Loiseau, Karen Melchior, Javier Nart, Urmas Paet, Frédérique Ries, María Soraya Rodríguez Ramos, Michal Šimečka, Ramona Strugariu, Dragoş Tudorache, Hilde Vautmans, Marie‑Pierre Vedrenne
im Namen der Renew-Fraktion
Reinhard Bütikofer, Jordi Solé
im Namen der Verts/ALE-Fraktion
Anna Fotyga, Angel Dzhambazki, Assita Kanko, Hermann Tertsch, Elżbieta Kruk, Witold Jan Waszczykowski, Adam Bielan, Waldemar Tomaszewski, Carlo Fidanza, Joachim Stanisław Brudziński
im Namen der ECR-Fraktion
Fabio Massimo Castaldo
Entschließung des Europäischen Parlaments zur Verschlechterung der Lage der Grundfreiheiten in Hongkong, insbesondere zum Fall Jimmy Lai
()
Das Europäische Parlament,
–unter Hinweis auf seine vorherigen Entschließungen zu Hongkong und zu China,
–gestützt auf Artikel144 Absatz5 und Artikel132 Absatz4 seiner Geschäftsordnung,
A.in der Erwägung, dass sich die Lage der Grundfreiheiten, der Rechtsstaatlichkeit und der Unabhängigkeit der Justiz in Hongkong seit der Verhängung des Gesetzes über die nationale Sicherheit (NSL) durch das chinesische Regime am 30.Juni 2020 alarmierend verschlechtert hat; in der Erwägung, dass die Volksrepublik China in eklatanter Weise gegen den Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“, die chinesisch-britische gemeinsame Erklärung und die chinesisch-portugiesische gemeinsame Erklärung sowie den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte verstoßen hat;
B.in der Erwägung, dass Jimmy Lai seit Februar 2021 aufgrund fingierter Anschuldigungen mit Verweis auf das Gesetz über die nationale Sicherheit wegen angeblicher Konspiration mit ausländischen Kräften und Betrugs in Haft gehalten wird; in der Erwägung, dass sein Prozess im September 2023 beginnen soll und ihm möglicherweise eine lebenslange Haftstrafe droht; in der Erwägung, dass ihn sein britischer Anwalt vor Gericht nicht vertreten darf; in der Erwägung, dass unabhängige Medien in Hongkong wie „Apple Daily“ und „Stand News“ gezwungen wurden, ihre Tätigkeit einzustellen;
C.in der Erwägung, dass politische Gefangene in der Regel über eine lange Zeit unter sehr harten Bedingungen in Untersuchungshaft bleiben müssen, selbst wenn sie schwerwiegende gesundheitliche Probleme haben, wie es nicht selten der Fall ist; in der Erwägung, dass prominente Vertreter des prodemokratischen Lagers wie Jimmy Lai, Albert Ho, Benny Tai, Chow Hang-tung, Lee Cheuk-yan, Joshua Wong und Cyd Ho Beispiele für eine solche Praxis sind;
1.fordert die Regierung Hongkongs nachdrücklich auf, Jimmy Lai und alle anderen Vertreter und Aktivisten des prodemokratischen Lagers, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausgeübt und ihre Grund- und Menschenrechte wahrgenommen haben, unverzüglich und bedingungslos freizulassen und alle Anklagen gegen sie fallenzulassen;
2.ist zutiefst darüber besorgt, dass Chow Hang-tung während ihres 34-stündigen Hungerstreiks in Isolationshaft gehalten wurde und dass der Antrag des krebskranken Albert Ho auf Haftentlassung gegen Kaution aus fadenscheinigen rechtlichen Gründen widerrufen wurde;
3.bekräftigt seine Forderung an den Rat, gezielte Sanktionen im Rahmen der globalen Sanktionsregelung der EU im Bereich der Menschenrechte gegen John Lee Ka-chiu und alle anderen Amtsträger Hongkongs und der VR China zu verhängen, die für die anhaltende massive Unterdrückung der Menschenrechte in Hongkong verantwortlich sind;
4.ist besorgt über die extraterritoriale Anwendung des Gesetzes über die nationale Sicherheit; fordert die staatlichen Stellen auf, die Tätigkeit aller Journalisten nicht länger zu behindern; fordert die staatlichen Stellen auf, das Gesetz über die nationale Sicherheit aufzuheben;
5.fordert den EAD auf, das EU-Büro in Hongkong in geeigneter Weise dabei zu unterstützen, Gerichtsverfahren verstärkt zu beobachten, und zwar in Abstimmung mit den Vertretungen der EU-Mitgliedstaaten und gleichgesinnter Länder, die Menschenrechte zu überwachen und diesbezüglich öffentliche Stellungnahmen abzugeben, eine an Menschenrechtsverteidiger gerichtete Anlaufstelle für Menschenrechte einzurichten und ihre Fälle bei den staatlichen Stellen aller Ebenen zur Sprache zu bringen; fordert den EAD und das EU-Büro auf, über die wichtigsten Gerichtsverfahren Bericht zu erstatten; fordert das EU-Büro auf, zu beantragen, Inhaftierte in Gefängnissen besuchen zu dürfen;
6.verurteilt die Versuche der chinesischen Staatsorgane, gezielt gegen die Diaspora Hongkonger Bürger in der EU vorzugehen; fordert alle Mitgliedstaaten der EU erneut auf, Auslieferungsverträge mit der Volksrepublik China und Hongkong auszusetzen;
7.beauftragt seine Präsidentin, diese Entschließung den Organen der EU, der Regierung und dem Parlament der Volksrepublik China sowie dem Regierungschef und dem Legislativrat der Sonderverwaltungsregion Hongkong zu übermitteln.