Sacharow-Preis 2022: die Nominierten
Erfahren Sie, wer für den Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäischen Parlaments 2022 nominiert wurde.
Jedes Jahr verleiht das Europäische Parlament den Sacharow-Preis für geistige Freiheit. Mit der Auszeichnung werden herausragende Einzelpersonen und Organisationen geehrt, die sich für die Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Im vergangenen Jahr ging der Preis an den russischen Oppositionsführer Alexei Nawalny für seinen Kampf gegen Korruption und Menschenrechtsverletzungen durch den Kreml.
Nominierungen können von Fraktionen und Gruppen von mindestens 40 Abgeordneten vorgenommen werden. Die diesjährigen Nominierungen wurden in einer gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, des Entwicklungsausschusses und des Unterausschusses Menschenrechte am 26. September 2022 in ü vorgestellt. Sie sind:
- Das tapfere ukrainische Volk, vertreten durch Präsident Wolodymyr Selenskyj (nominiert von der EVP)
- Die Menschen in der Ukraine (nominiert von S&D und Renew Europe)
- Sônia Guajajara (nominiert von den Grünen/EFA)
- Präsident Wolodymyr Selenskyj (nominiert von der EKR)
- Die Wahrheitskommission in Kolumbien (nominiert von der Linken/GUE-NGL)
- Shireen Abu Akleh (nominiert von Grace O’Sullivan und 42 weiteren Abgeordneten)
- Julian Assange (nominiert von Sabrina Pignedoli und 40 weiteren Abgeordneten)
Das tapfere ukrainische Volk, vertreten durch Präsident Wolodymyr Selenskyj, wurde von der EVP nominiert. Durch den unprovozierten Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der im Februar 2022 begonnen wurde, erleidet das ukrainische Volk enorme Kosten in Form von verlorenen Menschenleben und zerstörten Städten und Dörfern. Das ukrainische Volk kämpft für den Schutz seiner Heimat, seiner Souveränität, seiner Unabhängigkeit und seiner territorialen Integrität, aber jeden Tag kämpft es auch auf den Schlachtfeldern für Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und europäische Werte, heißt es in der Nominierung.
S&D und Renew Europe haben die Menschen in der Ukraine nominiert und dabei die Rolle von Einzelpersonen, Vertretern zivilgesellschaftlicher Initiativen sowie staatlicher und öffentlicher Institutionen hervorgehoben. In der Nominierung werden unter anderem der Staatliche Rettungsdienst (SES) der Ukraine, Julia Pajewska (Gründerin der medizinischen Evakuierungseinheit „Tairas Engel“), Oleksandra Matwijtschuk (Menschenrechtsaktivistin), die zivile Widerstandsbewegung „Gelbes Band“ und Iwan Fedorow (Bürgermeister der ukrainischen Stadt Melitopol, die derzeit von russischen Streitkräften besetzt ist) erwähnt.
Die EKR hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Gesicht des Mutes des ukrainischen Volkes nominiert und seine Tapferkeit, Ausdauer und Hingabe an sein Volk und die europäischen Werte hervorgehoben.
Sônia Guajajara, nominiert von den Grünen/EFA, ist eine Umwelt- und Indigenenaktivistin in Brasilien. Als Anführerin einer Allianz indigener Völker setzt sie sich für den Schutz der Rechte indigener Völker auf die Kontrolle ihres Landes ein. Ihr Aktivismus hat sie in Konflikt mit den brasilianischen Staatsbehörden und mächtigen Landwirtschafts- und Bergbaulobbys gebracht, die die Kontrolle über indigene Gebiete an sich reißen wollen.
Die Wahrheitskommission in Kolumbien, die von der Linken/GUE-NGL nominiert wurde, ist eine Institution, die im Rahmen eines Friedensabkommens zur Beendigung des kolumbianischen Bürgerkriegs 2016 geschaffen wurde. Sie soll die Fakten über die Menschenrechtsverletzungen während des Konflikts ermitteln und sich für die Rechte von Millionen von Opfern einsetzen. Die Nominierung würdigt die Opfer des Bürgerkriegs und wird als Gelegenheit zur Unterstützung des Friedensprozesses beschrieben. In der Nominierung werden die Namen von Francisco de Roux, Alejandro Valencia Villa, Marta Ruiz Naranjo, Alfredo Molano Bravo (posthum), Alejandro Castillejo, Saúl Alonso Franco, Lucía Victoria González, Patricia Tobón Yagarí, Alejandra Miller, Leyner Palacios, Ángela Salazar Murillo (posthum) und Carlos Martin Beristain genannt.
Shireen Abu Akleh, die von Grace O’Sullivan und 42 weiteren Abgeordneten nominiert wurde, war eine palästinensisch-amerikanische Journalistin. Sie arbeitete 25 Jahre lang als Reporterin für den arabischsprachigen Sender Al Jazeera. Ihre Berichterstattung über den Konflikt in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten machte sie zu einer der bekanntesten Journalistinnen in der arabischsprachigen Welt. Sie wurde am 11. Mai 2022 erschossen, als sie über einen Einsatz der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) im Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland berichtete.
Julian Assange, einer der Aktivisten hinter der Enthüllungsplattform WikiLeaks, wurde von Sabrina Pignedoli und 40 weiteren Abgeordneten nominiert. Er versorgte weltweit führende Zeitungen mit Dokumenten über Kriegsverbrechen, willkürliche Verhaftungen, Menschenrechtsverletzungen und Folter. Er wurde im Vereinigten Königreich inhaftiert und ihm droht derzeit die Auslieferung in die Vereinigten Staaten, wo er sich wegen Spionage und und Missbrauch von Computern vor Gericht verantworten soll.
Hintergrund
Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird seit 1988 jährlich an Personen und Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Er ist nach dem sowjetischen Physiker und politischen Dissidenten Andrei Sacharow benannt und mit 50.000 Euro dotiert.
Zeitleiste
- 13. Oktober: Der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und der Entwicklungsausschuss wählen in einer gemeinsamen Sitzung die drei Finalisten aus
- 19. Oktober: Entscheidung über den Preisträger durch die Präsidentin des Europäischen Parlaments und die Fraktionsvorsitzenden
- 14. Dezember: Feierliche Verleihung des Sacharow-Preises in Straßburg