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Hu Jia – 2008, China

Hu Jia setzte sein Leben durch sein herausragendes Engagement aufs Spiel, als er die Welt auf das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens, die AIDS-Problematik und Menschenrechtsverletzungen in China aufmerksam machte.

Hu Jia ist einer der freimütigsten und angesehensten Demokratieverfechter seines Landes. Er lebt unter ständiger Überwachung und erträgt Zeiten von willkürlicher Inhaftierung, ständige Bedrohung, Schläge und Schikane, die bereits derart eskaliert sind, dass er sich seines Lebens bedroht fühlt und Angst um seine Familie hat.

Hu Jia ist auch ein Menschenrechts- und Umweltaktivist, der sich im Zusammenhang mit AIDS bereits engagierte, als das HI-Virus und AIDS in China noch verbotene Themen und die Anzahl der vermuteten Fälle ein „Staatsgeheimnis" waren. Er hat immer wieder eine offizielle Untersuchung des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens und eine Entschädigung für die Familien der Opfer gefordert. Deswegen wird er jedes Jahr um den Jahrestag der Tötungen am Platz des Himmlischen Friedens am 4. Juni unter Hausarrest gestellt, seit er im Jahr 2004 versuchte, Blumen auf dem Platz niederzulegen.

Im Jahr 2007 machte er im Rahmen einer Telefonkonferenz mit dem Unterausschuss Menschenrechte des Europäischen Parlaments mutig darauf aufmerksam, dass eine Million Menschen vom chinesischen Ministerium für nationale Sicherheit wegen ihres Kampfes für die Menschenrechte verfolgt werden; viele würden im Gefängnis, in Arbeitslagern oder psychiatrischen Kliniken festgehalten. Er forderte, das Jahr 2008, in dem die Olympischen Spiele in Peking stattfinden sollten, zum Jahr der Menschenrechte in China zu erklären. Daraufhin wurde Hu Jia am 27. Dezember 2007 wegen der „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt" festgenommen und am 3. April 2008 zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt; darüber hinaus wurden ihm für ein Jahr seine politischen Rechte entzogen.

Als bekanntgegeben wurde, dass ihm zum 20. Jahrestag der Verleihung des Sacharow-Preises diese Ehrung zuteilwerden sollte, übte die Staatssicherheit auf ihn und seine Eltern Druck aus, um ihn dazu zu bringen, die Auszeichnung abzulehnen. Hu Jia nahm den Preis mutig an und nannte ihn „eine wichtige Auszeichnung für China". Da Hu Jia nicht an der Preisverleihung teilnehmen konnte, äußerte sich seine damalige Frau Zeng Jinyan, die 2007 ebenfalls für den Preis nominiert war, per Videobotschaft. Sie bezeichnete den Preis als Anerkennung des mühsamen Kampfes der chinesischen Menschenrechtsverteidiger, ein Kampf, für den sie und ihre Angehörigen einen extrem hohen Preis zahlen müssten.

In einem Brief an den Präsidenten des Europäischen Parlaments schrieb Hu Jia im Juli 2012, dass er den Preis als eine „wahrhaft große Ehre" ansehe, der ihn ermutigt und seine Behandlung im Gefängnis entscheidend verbessert habe.

Er wurde im Juni 2011 freigelassen und ist in China geblieben, um seine freimütige Kritik aus dem Land heraus fortzusetzen und das anhaltende massive Vorgehen gegen engagierte Bürger unter Präsident Xi Jinping anzuprangern. Dieses betrachtet er als Zeichen eines nervösen Regimes, das angesichts einer immer größer werdenden Unterstützungswelle für die Demokratie an seiner Macht festzuhalten versucht.

Als Koordinator der „Barfußanwälte", einer losen Gruppe von Rechtsbeiständen, die Menschenrechtsverteidiger in China verteidigen, hat Hu Jia auch darauf hingewiesen, dass mit dem Entwurf des neuen chinesischen Gesetzes zur Terrorismusbekämpfung das Recht auf einen Anwalt für die des Terrorismus Beschuldigten eingeschränkt werde, da „die Regierung die Propaganda beherrscht, und wenn es heißt, man sei ein Terrorist, dann ist man ein Terrorist". Er hat sich auch zutiefst besorgt gezeigt, dass die Programme der chinesischen Staatsorgane zur Massenüberwachung zu digitalem Totalitarismus in China führen.

Hu steht weiterhin unter strenger Überwachung der chinesischen Regierung. Um zu verhindern, dass er sich an die Medien wendet, wird er in politisch brisanten Zeiten gezwungen, außerhalb Pekings „Urlaub" zu machen.