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Betrugsbekämpfung und Schutz der finanziellen Interessen der Europäischen Union

Das Handeln der Europäischen Union im Bereich Haushaltskontrolle beruht auf zwei Grundsätzen: einerseits dafür zu sorgen, dass die Mittel der EU ordnungsgemäß verwendet werden, und andererseits die finanziellen Interessen der EU zu schützen und Betrug zu bekämpfen. Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) ist befugt, Betrug zulasten des EU-Haushalts, Korruption und schweres Fehlverhalten zu untersuchen und arbeitet eine Betrugsbekämpfungspolitik aus. Die Europäische Staatsanwaltschaft (EUStA) führt im Fall von Straftaten zulasten des EU-Haushalts Ermittlungen, verfolgt die Täter strafrechtlich und bringt sie vor Gericht.

Rechtsgrundlage

  • Artikel310 Absatz6 und Artikel325 des (AEUV) betreffend die Betrugsbekämpfung,
  • Artikel287 AEUV betreffend den Europäischen Rechnungshof,
  • Artikel86 AEUV betreffend die Errichtung einer Europäischen Staatsanwaltschaft,
  • des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18.Juli 2018 über die Haushaltsordnung für den Gesamthaushaltsplan der Union, zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr.1296/2013, (EU) Nr.1301/2013, (EU) Nr.1303/2013, (EU) Nr.1304/2013, (EU) Nr.1309/2013, (EU) Nr.1316/2013, (EU) Nr.223/2014, (EU) Nr.283/2014 und des Beschlusses Nr.541/2014/EU sowie zur Aufhebung der Verordnung (EU, Euratom) Nr.966/2012, TitelXIII und XIV,
  • vom 16.Dezember 2020 zwischen dem Europäischen Parlament, dem Rat der Europäischen Union und der Europäischen Kommission über die Haushaltsdisziplin, die Zusammenarbeit im Haushaltsbereich und die wirtschaftliche Haushaltsführung sowie über neue Eigenmittel, einschließlich eines Fahrplans im Hinblick auf die Einführung neuer Eigenmittel, TeilIII,
  • Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments, TitelII Kapitel6 Artikel92, 93 und 94, TitelV Kapitel1 Artikel129, Kapitel2 Artikel134, Kapitel4 Artikel142 und AnlageV.

Ziele

Die Europäische Union muss gemeinsam mit den Mitgliedstaaten die finanziellen Interessen der Union schützen, da die üinnen und ü darauf vertrauen können müssen, dass ihr Geld ordnungsgemäß verwendet wird. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, die Tätigkeit des OLAF und der EUStA zu beobachten und zu beaufsichtigen. Sie müssen zudem bei der Bekämpfung von Betrug und Unregelmäßigkeiten unterstützt werden, da sich diese nachteilig auf die Ausführung des Haushaltsplans der Union auswirken.

Hintergrund

Der Kampf gegen Betrug und Korruption und der Schutz der finanziellen Interessen der EU wurden 1988 mit der Gründung der Taskforce „Einheit für die Koordinierung der Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung“ formalisiert. Das Übereinkommen über den Schutz der finanziellen Interessen der Europäischen Gemeinschaften wurde mit dem vom 26.Juli 1995 eingeführt. Das OLAF wurde 1999 eingerichtet. Mit der vom 12Oktober 2017 wurde die EUStA errichtet, die im Juni 2021 ihre Arbeit aufnahm.

Folgende Ziele sind in diesen und anderen Rechtstexten und Empfehlungen aufgeführt:

  • Gewährung des Schutzes der finanziellen Interessen durch strafrechtliche Vorschriften und verwaltungsrechtliche Untersuchungen im Zuge einer Gesamtstrategie für den Schutz des Geldes der Steuerzahler und der der Kommission,
  • Verbesserung der Führung des und Stärkung der Verfahrensgarantien bei Untersuchungen,
  • Unterstützung der .

Rechtsvorschriften

A. Bessere Verfahren zur Betrugsbekämpfung

Im Jahr 2004 wurde das erste Hercule-Programm auf den Weg gebracht, mit dem die finanziellen Interessen der EU geschützt werden sollten, indem Maßnahmen zur Bekämpfung von Unregelmäßigkeiten, Betrug und Korruption zulasten des EU-Haushalts ergriffen werden. Auf HerculeI folgten (2007-2013) und (2014-2020). Alle Hercule-Programme wurden vom OLAF verwaltet. Im Zusammenhang mit dem mehrjährigen Finanzrahmen (2021-2027) wurde ein neues der EU eingeführt. Es soll an das Programm ܱI anknüpfen und dieses verbessern. Darüber hinaus soll es mit dem Informationssystem für die Betrugsbekämpfung (AFIS) und dem Berichterstattungssystem für Unregelmäßigkeiten kombiniert werden, die vom OLAF betrieben werden.

Das ist die technische Infrastruktur für den Informationsaustausch zwischen den nationalen Verwaltungen und der EU-Verwaltung in Bezug auf Betrug. Durch das AFIS wird die Anwendung der Zoll- und Agrarvorschriften durch die Bereitstellung von Instrumenten zum Informationsaustausch und zur Unterstützung der operativen Tätigkeiten zur Aufdeckung von Betrug und Korruption gefördert. Das ist ein elektronisches Datenaustauschsystem, mit dem die Meldung von Unregelmäßigkeiten in verschiedenen Bereichen erleichtert wird. Dieses System wird den Mitgliedstaaten und den Begünstigten von EU-Mitteln zur Verfügung gestellt. Das Berichterstattungssystem für Unregelmäßigkeiten ist Teil des AFIS und wird derzeit von 35Ländern genutzt.

Das Parlament unterstützt den Aktionsplan der Kommission zur verstärkten Bekämpfung von Steuerbetrug und Steuerhinterziehung, der als Teil eines vorgeschlagen wurde. Dies würde eine Strategie für eine bessere, multidimensionale Zusammenarbeit und Koordinierung zwischen den Mitgliedstaaten einerseits sowie zwischen den Mitgliedstaaten und der Kommission andererseits umfassen. Besondere Aufmerksamkeit sollte der Ausarbeitung von Verfahren zur Prävention und frühzeitigen Aufdeckung von Betrug und zur Überwachung im Bereich der Versandverfahren gewidmet werden.

Das neue ist seit dem 1.Januar 2024 in Betrieb. Darin werden Aufzeichnungen der Informationen über grenzüberschreitende Zahlungen innerhalb der EU sowie Zahlungen an Drittstaaten oder Gebiete außerhalb der EU gespeichert. Damit werden die Steuerbehörden in die Lage versetzt, die korrekte Erfüllung der mehrwertsteuerlichen Pflichten bei grenzüberschreitenden Lieferungen von Waren und Dienstleistungen von Unternehmen an Verbraucher ordnungsgemäß zu überwachen. In den letzten Jahren hat das Parlament die Kommission bereits dazu aufgefordert, für vollständige Transparenz bezüglich sämtlicher Begünstigter von EU-Mitteln in allen Mitgliedstaaten zu sorgen. Die Kommission sollte eine Liste aller Begünstigten auf ihrer Website veröffentlichen. Das Parlament hat die Mitgliedstaaten ferner aufgefordert, mit der Kommission zusammenzuarbeiten und umfassende und zuverlässige Informationen über die Begünstigten der von den Mitgliedstaaten verwalteten EU-Mittel bereitzustellen.

Am 1.Januar 2016 führte die Kommission das ein. Das System dient dem Schutz der finanziellen Interessen der EU, indem es unzuverlässige Personen und Einrichtungen ermittelt, die EU-Mittel beantragen oder rechtliche Verpflichtungen gegenüber den Organen, Einrichtungen und sonstigen Stellen der EU haben.

ist ein IT-Instrument zur Datensuche und zur Datenanreicherung. Es dient den administrativen Kontrollen und Prüfungen im Bereich der Strukturfonds. Durch Arachne wird es ermöglicht, Projektbegünstigte, Verträge und Auftragnehmer zu ermitteln, bei denen möglicherweise Betrug, Interessenkonflikte und andere Unregelmäßigkeiten auftreten. Durch die vorgeschlagene Überarbeitung der Haushaltsordnung würde die Nutzung des Systems verpflichtend.

Mit der (Richtlinie über den Schutz der finanziellen Interessen) wird der Schutz des EU-Haushalts erhöht, indem die Definitionen, Sanktionen und Verjährungsfristen von Straftaten zum Nachteil der finanziellen Interessen der EU harmonisiert werden. Die Kommission veröffentlicht einen , in dem die Erfolge des Jahres bei der Betrugsbekämpfung und dem Schutz der finanziellen Interessen der EU bewertet werden.

B. Neue europäische Politik und Programme zur Betrugsbekämpfung

Anfang 2019 betonte der Europäische Rechnungshof in seinem , dass die EU ihre Maßnahmen zur Bekämpfung von Betrug verstärken müsse und dass die Kommission in diesem Zusammenhang eine führende Rolle einnehmen und die Rolle und Zuständigkeiten ihres Amtes für Betrugsbekämpfung überprüfen solle.

Im April 2019 legte die Kommission eine (ٰܲäڳܲԲٰٱ𲵾 der Kommission– CAFS) vor, mit der die ٰܲäڳܲԲٰٱ𲵾 von 2011 aktualisiert wird. Die neue Strategie zielte auf mehr Kohärenz und eine bessere Koordinierung bei der Betrugsbekämpfung zwischen den verschiedenen Abteilungen der Kommission ab. Mit dieser Strategie sollte ferner der Weg für stärker datenbasierte Betrugsbekämpfungsmaßnahmen in den kommenden Jahren geebnet werden. Obwohl die CAFS selbst nach wie vor gültig ist, wurde der dazugehörige 2023 aktualisiert, um die Probleme im Zusammenhang mit der Inflation, der Erholung nach der Pandemie, dem Klimawandel und dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine anzugehen. Der Aktionsplan umfasst nun 44Maßnahmen, die in sieben Kapitel unterteilt sind.

Die Einführung des Aufbauplans führte zu einer neuen Maßnahme zum Schutz der finanziellen Interessen der EU unter der Aufsicht von Europol. Mit der wird insbesondere Betrug im Zusammenhang mit den EU-Aufbaufonds für die Erholung von der COVID-19-Krise bekämpft. In der am 15.Oktober 2021 eingeleiteten Operation arbeiten Europol, die EUStA, Eurojust, das OLAF und 19Mitgliedstaaten zusammen.

Mit der Annahme der wurde eine Konditionalitätsregelung für die Rechtsstaatlichkeit zum Schutz des EU-Haushalts eingeführt. Die Verordnung wurde eingeführt, um gegen die anhaltenden Verstöße gegen den Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit vorzugehen. Sie trat am 1.Januar 2021 in Kraft.

Einrichtungen

A. Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF)

Das OLAF übt seine Funktion unabhängig von der Kommission aus und ist befugt, Betrug zulasten des EU-Haushalts, Korruption und schweres Fehlverhalten innerhalb der Organe der EU zu untersuchen. Darüber hinaus arbeitet es die politische Strategie zur Betrugsbekämpfung für die Kommission aus. Das Parlament, der Rat und die Kommission unterzeichneten 1999 eine , mit der für einen reibungslosen Ablauf der Untersuchungen des OLAF gesorgt werden soll. Mit einigen dieser Regeln, die nun zudem in das aufgenommen wurden, wird das Personal zur Zusammenarbeit mit dem OLAF verpflichtet. Zudem ist ein gewisser Schutz für Beamte vorgesehen, die Informationen über eventuelle Betrugs- oder Korruptionsfälle weitergeben.

Die neue wurde 2013 angenommen und im Juli 2016 geändert. Der neue Text brachte zahlreiche Verbesserungen mit sich, was zur Folge hat, dass das OLAF nunmehr erfolgreich und effizient arbeiten kann, rechenschaftspflichtig ist und zugleich bei seinen Untersuchungen unabhängig ist. So wurde insbesondere der Rechtsrahmen klarer gefasst, der für Untersuchungen im Bereich der Betrugsbekämpfung gilt. Darüber hinaus wurden die Begriffe „Unregelmäßigkeit“, „Betrug, Korruption und sonstige rechtswidrige Handlungen zum Nachteil der finanziellen Interessen der Union“ sowie „Wirtschaftsteilnehmer“ definiert. Daneben nimmt sie Bezug auf die Charta der Grundrechte und wahrt die Verteidigungsrechte und die damit verbundenen Verfahrensgarantien, die Rechte der Zeugen und der Hinweisgeber, das Recht auf Akteneinsicht und Einsicht in sonstige einschlägige Unterlagen im Zuge einer Untersuchung des OLAF.

Mit der jüngsten Fassung der werden die Untersuchungen des OLAF im Hinblick auf die Errichtung der EUStA geregelt, um eine größtmögliche Komplementarität sicherzustellen; damit geht auch eine bessere Wirksamkeit der Untersuchungstätigkeit des OLAF, unter anderem in Hinblick auf Kontrollen vor Ort, Überprüfungen, die Unterstützung der nationalen Behörden, Bankkontoinformationen, die Zulässigkeit der vom OLAF gesammelten Beweise, Koordinierungsstellen für die Betrugsbekämpfung und Koordinierungstätigkeiten, einher.

B. Europäische Staatsanwaltschaft (EUStA)

Die Errichtung der EUStA ist in Artikel86 AEUV vorgesehen, in dem es heißt: „Zur Bekämpfung von Straftaten zum Nachteil der finanziellen Interessen der Union kann der Rat gemäß einem besonderen Gesetzgebungsverfahren durch Verordnungen ausgehend von Eurojust eine Europäische Staatsanwaltschaft einsetzen.“

Die Verordnung zur Errichtung der Europäischen Staatsanwaltschaft wurde im Verfahren der verstärkten Zusammenarbeit am 12.Oktober 2017 angenommen und trat am 20.November 2017 in Kraft. Derzeit nehmen 22Länder teil.

Die EUStA ist eine im Bereich der Strafverfolgung tätige dezentrale EU-Einrichtung, die ausschließlich dafür zuständig ist, im Falle von Straftaten zulasten des EU-Haushalts Ermittlungen zu führen und die Täter strafrechtlich zu verfolgen und vor Gericht zu bringen. Sie verfügt in den teilnehmenden Mitgliedstaaten über einheitliche Ermittlungsbefugnisse auf der Grundlage ihrer nationalen Rechtssysteme, in die sie integriert werden soll.

Die EUStA hat ihre Tätigkeit am 1.Juni 2021 aufgenommen.

Rolle des Europäischen Parlaments

Das Parlament ist eines der gesetzgebenden Organe für das ٰܲäڳܲԲDz der EU 2021-2027, das am 29.April 2021 angenommen wurde. Zudem war es eines der gesetzgebenden Organe für die Richtlinie über die strafrechtliche Bekämpfung von gegen die finanziellen Interessen der Union gerichtetem Betrug, die am 5.Juli 2017 vom Parlament und vom Rat angenommen wurde.

Jedes Jahr prüft das Parlament den Bericht über den Schutz der finanziellen Interessen der EU und kommentiert ihn im Wege einer Entschließung. Die aktuelle Entschließung wurde am 18.Januar 2024 angenommen.

Der Haushaltskontrollausschuss des Europäischen Parlaments hält Anhörungen für designierte Mitglieder des Rechnungshofs sowie die auf der Auswahlliste aufgeführten Bewerber für das Amt des Generaldirektors des OLAF durch. Diese Ämter können ohne derartige Anhörungen im Parlament nicht besetzt werden. Der Generaldirektor des OLAF wird von der Kommission nach Abstimmung mit dem Europäischen Parlament und dem Rat ernannt, und die Mitglieder des Überwachungsausschusses des OLAF werden einvernehmlich vom Europäischen Parlament, dem Rat und der Kommission benannt.

Das Parlament und der Rat verständigen sich auch auf die Ernennung für das Amt des Europäischen Generalstaatsanwalts der EUStA, .

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Website des Haushaltskontrollausschusses.

Alexandra Cynthia Jana Pouwels